Zecken-übertragene Krankheiten
Zecken übertragen hauptsächlich zwei Krankheiten: Die Borreliose sowie die Frühsommer-Meningoencephalitis (FSME; Hirnhaut- und Hirnentzündung). Wie unterscheiden sich diese Krankheiten?
Zecken (lat. lxodes ricinus; Schildzecke/Holzbock) sind in der Schweiz weit verbreitet. Der Lebensraum sind Sträucher, Büsche und Gräser in Wäldern und Wiesen, Parks und Gärten, oberhalb von 1200 (selten 1500m) können sie nicht überleben. Die Zecke kann bis auf ca. 1 m Höhe klettern. Der Stich durch Zecken ist schmerzlos, daher wird dieser oft nicht wahrgenommen.
1) Borreliose
Bis zu 40% der Zecken sind Träger des für die Borreliose verantwortlichen Bakteriums: Borrelia burgdorferi. Für eine Übertragung der Bakterien muss der Saugakt mindestens 24 h (selten 12h) andauern. Es werden drei Stadien der Borreliose unterschieden. Spontane Ausheilungen sind vor allem in den ersten beiden Stadien zu beobachten.
Im Stadium I ist oft eine „Wanderröte“, ein sog. Erythema migrans sichtbar. Der Rand der Läsion, welche sich nach aussen ausdehnt und innen zunehmend blasser wird, ist scharf begrenzt und intensiv verfärbt, aber kaum erhaben. Das Erythema migrans tritt meist 2-20 Tage nach einem Zeckenstich auf. Bei früherem Auftreten von Hautveränderungen handelt es sich wahrscheinlich um eine allergische Lokalreaktion. Im Zweifel fragen Sie Ihren Arzt.
Die Lyme-Borreliose ist eine klinische Diagnose! Eine Blutentnahme mit Antikörpersuche direkt nach einem Zeckenstich ist nicht sinnvoll. Die meisten Manifestationen der Lyme-Borreliose heilen spontan. Beim Erythema chronicum migrans oder Nachweis einer Borreliose ist eine antibiotische Therapie empfohlen, da sie die Heilung beschleunigt und ein mögliches Fortschreiten der Borreliose verhindert. Wir beraten sie gerne, ob eine Rötung eine allergische Reaktion oder ein Erythema migrans ist und ob Sie ein Antibiotikum benötigen.
2) FSME
Die Frühsommer-Meningoencephalitis (FSME; Hirnhaut- und Hirnentzündung) ist zwar eine seltene, aber die zweithäufigste zeckenübertragene Erkrankung in der Schweiz. Ca. 1% (0,5-3%) der Zecken sind mit dem Flavi-Virus infiziert. Die Übertragungswahrscheinlichkeit liegt bei ca. 30% nach dem Stich einer infizierten Zecke. Bei ca. 30% der von einer infizierten Zecke gestochenen Personen tritt eine klinische Manifestation mit grippalen Symptomen auf. Von diesen wiederum entwickeln rund 30% eine neurologische Symptomatik aus dem Formenkreis der Meningoencephalomyelitis (Bewusstseins- und Koordinationsstörungen und Lähmungen von Extremitäten und Hirnnerven). In seltenen Fällen treten auch Schluck- und Sprechstörungen, Lähmungen der Gesichts- und Halsmuskulatur sowie Atemlähmungen auf. Die Inkubationszeit liegt im Schnitt bei 10 Tagen. Die Behandlung ist rein symptomatisch, ganz selten ist eine intensivmedizinische Therapie erforderlich. Die Meningitis heilt in der Regel vollständig aus. Die Meningencephalitis bildet sich langsam über Wochen bis Monate zurück. In seltenen Fällen können vor allem bei schweren Verläufen bleibende Behinderungen zurückbleiben. Bei Kindern verläuft die Krankheit fast immer gutartig, d.h. ohne bleibende Schädigungen.
Insgesamt kann man sagen, dass die FSME eine seltene Erkrankung ist und ein schwerwiegender Verlauf selten vorkommt. Falls dies aber eintreffen sollte, können die Konsequenzen verheerend sein. Eine Impfung bietet Sicherheit. Diese Impfung können Sie bei uns in der Praxis in Dübendorf oder Binz durchführen lassen. Wir beraten Sie gerne in unseren ACAMED Ärztezentren.
3) Allgemeine Prophylaxe
Bei Wald- und Wiesen-Spaziergängen empfehlen wir Ihnen lange Hosen, lange Ärmel und hohe Schuhe anzuziehen. Helle Kleidung hilft die Zecken besser darauf zu erkennen. Repellentien reduzieren das Risiko eines Zeckenstichs.
Nach dem Aufenthalt im Grünen sollten Sie eine gründliche Inspektion von Achselhöhlen, Bauch, Kniekehlen und Haaransatz durchführen. Falls Sie eine Zecke entdecken sollten, sollten Sie diese rasch entfernen, am besten mit einer Pinzette (eine spezielle Drehtechnik ist NICHT erforderlich), anschliessend die Einstichstelle desinfizieren. Manipulationen mit Öl oder Cremes sowie das Ausquetschen der Zecke sind zu unterlassen!
Beste FSME-Prophylaxe: aktive Immunisierung durch die Impfung. Die Grund-Impfung erfolgt in 3 Dosen (0-1-6 Monate) und wird ab einem Alter von 6 Jahren empfohlen. Der Impfschutz nach vollständiger Grundimmunisierung (3 Dosen) liegt bei 96-99%. Eine Auffrisch-Impfung ist gemäss Empfehlung des Bundesamts für Gesundheit BAG 10 Jahre nach der 3. Impfstoffgabe empfohlen.
Autorin: Dr.med. Margarete Spakowski | Fachärztin FMH Allgemeine Innere Medizin und Hausärztin in Dübendorf